Betreutes Hadern - Die Filmreihe mit Josef Hader

„Ich träume davon, dass ich einmal einen wirklich ganz, ganz guten Film machen werde.“ Das Zitat stammt von Kabarettist, Schauspieler, Autor und Regisseur Josef Hader. Ausgesprochen hat er es 1994 im ORF, als sich INDIEN, sein Hauptrollen-Kinodebüt, anschickte, von Österreich aus beim Oscar zu glänzen. Die tragische Komödie wurde nicht nominiert. Es war überhaupt nicht tragisch.
Mehr als drei Jahrzehnte später ist INDIEN, basierend auf dem gemeinsamen Bühnenstück von Josef Hader und Alfred Dorfer, trefflich abgehangen und gereift. Der jetzt 63-jährige Hader hat seitdem nicht nur weitere brillante Bühnenprogramme erschaffen, sondern einige „ganz, ganz gute Filme“ gedreht – als Darsteller, Drehbuchschreiber und zweimal als Regisseur. Hader spielte in vier Streifen den von Autor Wolf Haas adaptierten Ex-Polizisten Simon Brenner, übernahm kleinere und größere Kino- und Fernsehcharaktere, die bislang herausforderndste wohl als Stefan Zweig in Maria Schraders VOR DER MORGENRÖTE. Er war Mörder (EIN HALBES LEBEN), Pathologe (AUFSCHNEIDER), Single-Papa (JAGDHUNDE), Lebensmüder (ARTHUR & CLAIRE), Hausmeister (KAFKAS DER BAU), Musikkritiker (WILDE MAUS) und Religionslehrer (ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN), schaute für eine 3sat-Dokumentation sehr launig noch mal nach, WIE DIE BIBEL HEILIG WURDE.

Geboren wurde Josef Hader 1962 in Oberösterreich, doch besonders in Niederösterreich kennt er sich bestens aus. So sehr, dass er mit 19 weg wollte vom Bauernhof der Eltern. Nach Wien. Etwas mit Lehramt machen, Deutsch und Geschichte vielleicht. Nun, es wurde schnell etwas Ähnliches daraus – der Auftritt vor Menschen … Schon seit den frühen Achtzigern ist Hader echter Kabarettist, allerdings keiner mit Hang zur fixen tagesaktuellen Pointe, sondern eher einer zum figürlichen Rein- und Rausschlüpfen. Er weiß, dass „das Publikum einen im Saal nicht immer dazu treibt, gut zu spielen. Es verführt auch dazu, schlecht zu spielen. Die Kamera ist der bessere Schauspieltrainer. Sie verlangt größere Genauigkeit und Inwendigkeit. Die Kamera hilft mir dabei, ein besserer Schauspieler zu werden.“ Er sieht sich also noch immer auf dem Weg.
Schon 2017 war Josef Hader zu Gast in der KÖRNERS CORNER. Es war ein überaus lustvoller Abend. Jetzt kommt er wieder. Grund genug, ihm eine kleine Werkschau zu widmen. Sechs Filme aus über 30 Jahren sind noch einmal zu sehen. Filme, die viele Facetten des Künstlers spiegeln. Leicht war die Auswahl nicht. Oder doch? Wie sagt er selbst: „Ich bin im Supermarkt das Überraschungsei.“ Und als Gesprächspartner die helle Freude! Ohne Schmu mit Schmäh.
Andreas Körner