Rezension Körners Corner

Eine Erklärung für Alles

Magyarázat mindenre

Ungarn, Slowakei 2023 127 min

Regie: Gábor Reisz

Darsteller: Gáspár Adonyi-Walsh, István Znamenák, András Rusznák, Rebeka Hatházi, Eliza Sodró, Lilla Kizlinger, Krisztina Urbanovits

FSK: 12

Endlich Sommer in Budapest. Der Gymnasiast Abel hat große Schwierigkeiten, sich auf seine Abschlussprüfungen zu konzentrieren. Gleichzeitig ist er hoffnungslos in Janka verliebt. Als er durch die Geschichtsprüfung rasselt, erklärt Abel seinem enttäuschten Vater, sein linker Lehrer habe ihn durchfallen lassen wegen einer Ungarn-Anstecknadel am Revers.

Rezension: Körners Corner


Die Spannungen einer polarisierten Gesellschaft kommen unerwartet an die Oberfläche, die Geschichte zieht mediale Kreise und avanciert zum nationalen Skandal.

PREISE
• Orizzonti Award 2023 - Bester Film
• Chicago Filmfest 2023 – Bester Film & Bestes Drehbuch
• Filmfest München – Bester Film (Cinemasters Award)

"Die Spaltung unseres Landes ist seit Jahren spürbar, nicht nur im Parlament, sondern auch in den alltäglichen, menschlichen Beziehungen, auf der Straße. Eines der ausdrucksstärksten Beispiele für diesen Konflikt ist für mich das Tragen des Nationalwappens als Anstecknadel/Kokarde. Am Jahrestag des Unabhängigkeitskrieges von 1848, einem der bedeutendsten Feste Ungarns, ist es üblich, so eine Anstecknadel zu tragen, wobei diese Konvention mittlerweile zu einem politischen Thema geworden ist. In den letzten 20 Jahren hat sich das Tragen des Nationalwappens stark verändert. Wo es vormals für die ungarische Unabhängigkeit
und die Verbundenheit mit unserem Land stand, wird es heute vor allem von den Nationalisten auf ihren Parteiversammlungen und Umzügen zur Schau gestellt. Heute ist es so: wer die Anstecknadel nicht trägt, gilt als jemand der gegen die Nation ist. Die Situation hat sich so zugespitzt, dass kaum ein Treffen von Freunden oder Familienmitgliedern mehr stattfinden kann, ohne dass es zu Diskussionen darüber kommt, wer auf welcher Seite steht, und dadurch interessieren sich die Menschen immer weniger für die Meinung anderer und sind immer weniger bereit, sich gegenseitig zuzuhören. Ich glaube aber, wenn die normale menschliche Kommunikation aufhört, kann sich niemand weiterentwickeln, denn das ist eine der Grundlagen für eine lebenswerte Gesellschaft. Meine ehemalige Professorin und Co-Drehbuchautorin Éva Schulze und ich haben davon ausgehend im Jahr 2021 begonnen EINE ERKLÄRUNG FÜR ALLES zu entwickeln. Ein wichtiger Aspekt während des Schreibprozesses war es, die Absichten und die Verlorenheit beider Seiten zu verstehen und zu veranschaulichen." Gábor Reisz