Szenen eines normalen Familienalltags: Die Töchter werden zur Schule gefahren, Anne, dargestellt von Trine Dyrholm,  versucht auf  Arbeit, das Vertrauen eines vom Vater misshandelten Mädchens zu gewinnen, abends wälzen die Eltern im Bett noch Akten.
Man ahnt, dass diese Normalität bald Risse bekommt. Peter hat nämlich beschlossen, Gustav, seinen Sohn aus erster Ehe, bei sich aufzunehmen. Der ist ein verschlossener, rebellischer Teenager, der sich nicht anpassen will. Peter findet keinen Zugang zu seinem schwierigen Sohn. Anne hingegen gelingt es mit einem Trick, dem 17-Jährigen so etwas wie Wohlverhalten abzupressen. Mehr noch: Sie erliegt der sexuellen Attraktivität des jungen Mannes und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche Affäre.

Stilistisch ist „Königin“ aus Annes Sicht erzählt, manchmal hat man als Zuschauer das Gefühl, das Geschehen mit ihren Augen zu verfolgen: wenn die Welt Kopf steht, wenn Anne durch die offene Tür in Gustavs Zimmer lugt oder ihrem Mann beim Blümchensex ins Gesicht schlägt, um ihn überhaupt noch etwas spüren zu lassen.
Auf diese Weise zeichnet die dänische Regisseurin May el-Toukhy  in ihrem zweiten Film das Porträt einer privat und beruflich erfolgreichen Frau aus dem Mittelstand, die eigentlich alles hat und der trotzdem etwas fehlt. Gelangweilt von ihrem Alltag, getrieben von einer verbotenen Sehnsucht, verletzt Anne Tabus und unterläuft Konventionen.