Eine junge Frau übernachtet auf einem Bürgersteig in der kanadischen Metropole Montreal. Kelly-Anne ist aber keineswegs obdachlos, sondern ein gefragtes Model und nebenbei ein Ass im Online-Poker.: Als „früher Vogel“ will sie einen der wenigen öffentlichen Plätze in einem Gerichtsprozess ergattern, der die Stadt erschüttert: Der Serienkiller Ludovic Chevalier soll drei Teenager-Mädchen entführt und in seiner Garage zu Tode gefoltert haben. Seine Untaten stellte er als Livestream ins Darknet.
Der kanadische Regisseur Pascal Plante inszeniert seine eindrucksvolle, bis zum Ende kryptische Charakterstudie mit äußerster stilistischer Kälte. Das Grauen lauert hier stets unter polierten Oberflächen, ob im nüchternen Gerichtssaal oder im seltsam sterilen Luxus-Apartment der Protagonistin. Den unvorstellbaren Horror der ominösen Snuff-Movies kann der Kinozuschauer nur den grausigen Beschreibungen der Staatsanwältin entnehmen, oder ihn im rot angestrahlten Gesicht Kelly-Annes erahnen, wenn die das abartige Treiben des Killers in seinem „Red Room“ gebannt vor dem heimischen Bildschirm verfolgt.