So 22.09. 18:00

anlässlich des Bundesstarts von SYSTEMSPRENGER

Letztmalig

Ohne diese Welt

Deutschland 2017 115 min

Regie: Nora Fingscheidt

Dokumentarfilm

2017 Auszeichnung mit dem Max-Ophüls-Preis.

OHNE DIESE WELT beobachtet in Nord-Argentinien eine Gruppe von Altkolonier-Mennoniten - Frauen, Männer und Kinder, die als Nachfahren von vor 500 Jahren ausgewanderten Deutschen in einer streng konservativen und sich der Moderne verweigernden Glaubensgemeinschaft leben.

Beobachtung ist in Nora Fingscheidts Debüt wörtlich gemeint, denn langsam ist das Tempo, eindrücklich die Optik. Dass sie in der Gemeinschaft drehen konnte, war eine Ausnahme.
Die Mennoniten sprechen altes Plattdeutsch, betreiben Ackerbau und Viehzucht und benutzen anstelle von Autos Pferdekutschen. Ihre einzigen Schulbücher sind die Bibel und der Katechismus. Elektrizität, Telefon und Radio verbietet ihnen die Religion. Das Leben soll nicht bequem sein. Die Mennoniten leben in ihrer Kolonie möglichst fromm und hoffen, dass ihre Kinder auch in Zukunft dabei bleiben werden. Dem Einfluss der „Welt“, so nennen sie alles außerhalb, wollen sie sich weitestgehend entziehen. Deshalb kamen sie vor achtzehn Jahren aus Mexiko hierher. Ob es wirklich möglich ist, sich dem Fortschritt zu verweigern?

OHNE DIESE WELT ist ein besonderer, mehrfach preisgekrönter zweistündiger Dokumentarfilm, für den sich Regisseurin Nora Fingscheidt, die gerade auch mit ihrem Spielfilmdebüt SYSTEMSPRENGER im Kino ist, angemessene Zeit gelassen hat. Offiziell auf großer Leinwand lief OHNE DIESE WELT 2018 nur in der Schweiz. Deshalb ist die einmalige Vorführung im Programmkino Ost eine Art Deutschlandpremiere außerhalb von Festivals, eine Dresden-Premiere sowieso …
Nora Fingscheidt über den Film: „Meine erste Begegnung mit den Mennoniten liegt sechzehn Jahre zurück. Ich war damals Austauschschülerin in Argentinien. Die Mennoniten waren gerade erst dorthin gezogen und so wie ich noch fremd in diesem Land. Zufällig begegneten wir uns. Ich war irritiert von ihrer bizarren Erscheinung, aber auch neugierig. Obwohl wir einander kaum verstanden, erschien mir irgendetwas an ihnen seltsam vertraut. Über all die Jahre ließen mich die Fragen nicht mehr los: Warum leben diese Menschen freiwillig so? Warum lehnen sie unsere „Welt“ so radikal ab und fliehen regelrecht vor der Moderne? Etwas daran gruselte, etwas faszinierte mich. Dieses Gefühl ist bis heute geblieben. Ich machte mich auf die Suche und fand anstatt einfacher Antworten eine Welt voller Widersprüche, und Bewohner, die mich zutiefst berührten. Zu unserer eigenen Überraschung bekamen wir als Filmteam die Erlaubnis, zwei Monate in einer Kolonie zu drehen, in der nicht einmal Handys erlaubt sind. Diese Zeit wurde zu einer nachhaltigen Erfahrung, die mich zum Nachdenken gebracht hat, nicht nur über die eine, auch über die andere Welt.“
Andreas Körner

Start: 26.08.2019