3. März 2025
Was FLOW schon seit einiger Zeit umfließt, ist eine heftige Welle der Sympathie. Weltweit strömen Kleine und Große vor die Leinwände, wobei allein die Großen entscheiden sollten, wie klein die Kleinen sein dürfen. Das kann ihnen keiner abnehmen. Man ist geneigt zu rufen: Nur Mut! Denn die Belohnung kommt bereits nach wenigen der 84 Minuten. Selbst der lettische Regisseur Gints Zilbalodis verweigert seinem bezaubernden und längst mit internationalen Preisen bedachten Animationswerk die klare Zuordnung. Frage: Erwachsene oder Kinder? Antwort: Erwachsene u n d Kinder! Es war bei seinem Vorgänger AWAY – VOM FINDES DES GLÜCKS genauso.
Dass es in der vergangenen Nacht den Oscar für FLOW gegeben hat, lässt Lettland jubeln und die zahlreichen Freunde der künstlerisch wirklich wertvollen Animation, fernab des gängigen US-Musters, gleich mit. Sidekick, wo gerade seit jüngsten Geschehnissen im ovalen Büro des weiß getünchten Hauses so heftig auch über Europa „gelabert“ wird: FLOW als Koproduktion zwischen Lettland, Frankreich und Belgien steht für selbstbewusste europäische Ressourcen. Da muss gar nicht erst über die jährlich aufploppende Diskussion debattiert werden, welchen wahren Wert der Oscar nun wohl hat und ob diese oder jene Ehrung nun gerecht oder übertrieben, völlig rätselhaft oder verdient war. Es bleibt müßig. Was Gints Zilbalodis, Jahrgang 1994, und FLOW aber in jedem Falle helfen wird, ist die mit dem Oscar einhergehende Aufmerksamkeit. Sage noch einer, Film und Regisseur würden es nicht brauchen!
Die eingangs erwähnte Welle, sie kommt auf der Leinwand in anderer, weitaus heftigerer Form und eine Katze muss beweisen, dass sie auch Wasser kann. Keine Menschen sind zu sehen oder zu hören, nirgends. Es bleibt über die gesamte Laufzeit so. Dafür Tiere in Panik. Wild, Hunde, Vögel, Affen. Rette sich, wer kann! Was anfangs nur einem gewöhnlichen Gerangel um etwas tägliche Nahrung gleicht, wird für die Katze mit den großen Augen zum Überlebenskampf. Das Wasser steigt, bald versinkt auch das Haus im Wald, das ihr als Unterschlupf diente. Ein Holzboot naht, die Segel haben Löcher, doch als Arche könnte der Kahn noch taugen. Und er taugt. Für Katze, Wasserschwein, Lemur, Sekretärsvogel und Labrador, die Zweckgemeinschaft für das, was noch passieren wird.
FLOW ist reine, pure Kino-Freude. Fein und sinnlich, ernsthaft herzstreichelnd und hoch emotional aus (Wasserfarben-)Zeichnung und (3D-)Computer animiert, prächtig im Bunten, einfach nur grandios im authentischen Tier-Ton, lebendig in den Kamerafahrten und Perspektiven und über allem: keine Dialoge, keine oft so unsägliche Menschensimulation der Vierbeiner, Zweifüßler, Wasserwesen und Luftpiloten. Ein Panta rhei zum Hingeben und Nachdenken.