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Hi, Ai

Deutschland 2019 85 min

Regie: Isa Willinger

Dokumentarfilm

Die digitale Revolution schreitet voran - Computer waren nur der Anfang, es folgt die Ära der künstlichen oder artifiziellen Intelligenz: AI. Regisseurin Isa Willinger zeigt Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen, die bereits existieren. Oft spielerisch, manchmal träumerisch versonnen, präsentiert die Filmemacherin einen Blick in die Zukunft. Im Mittelpunkt stehen ein niedlicher japanischer Lausebengel-Roboter und eine sprechende Sexpuppe mit philosophischen Neigungen.

Pepper, ein kleiner, frecher Kerl, der bei einer älteren Dame lebt, soll verhindern, dass sie sich langweilt, und entwickelt schon bald ein gewisses Eigenleben. Pepper ist vielseitig begabt, und obwohl er gar nicht so menschlich aussieht, hat er doch viele menschliche Eigenschaften, die an Kinder erinnern. Er ist sehr lernfähig und kann passend zu dem, was er sagt, den Kopf bewegen, beispielsweise kann er ihn eingeschnappt abwenden. Er reagiert auf Berührungen und ist sogar kitzlig. Pepper stellt viele Fragen, aber genau wie ein Kind interessiert er sich nicht immer für die Antworten, sondern erzählt lieber über sich selbst.
Harmony, die Robotfrau, gehört zu Chuck, und ist wie Pepper eine Art Prototyp. Sie begleitet ihn auf einer Tour mit dem Wohnmobil. Chuck wünscht sich weibliche Gesellschaft, hat aber ein gestörtes Verhältnis zu Frauen. Harmony sieht relativ menschenähnlich aus, hat – wie es sich für eine Sexpuppe gehört – einen sehr weiblichen Körper mit mächtigen Brüsten, einem ausladenden Achterdeck und dazu eine schmale Taille. Sie kann mithilfe eines Handys sprechen, antwortet auf Fragen und ist beinahe smalltalkfähig, wobei sie gern mal Lexikontexte vorträgt oder Literatur zitiert. Sie verfügt über eine Minimalmimik, was konkret bedeutet, dass sie den Kopf drehen kann, mit den Wimpern klimpert und den Mund bewegt. Das ist nicht immer synchron, aber funktioniert ganz gut. Da Harmony nicht laufen kann, muss sie getragen werden, oder sie sitzt in einem Rollstuhl, den Chuck schiebt. Trotz der Liebesbezeugungen, die Harmony gelegentlich Richtung Chuck verteilt, steht er der Angelegenheit deutlich kritisch gegenüber. Manchmal bringt sie ihn zum Lachen, oft sieht er aus, als ob er sich das Lachen verkneifen muss, oder er wirkt leicht genervt, obwohl er sich genau an die Anleitung hält, die er gleich zu Beginn von Harmonys Schöpfer bekommt: „Bei einer KI musst du deine Sätze knapp und pointiert halten“, sagt der Robot-Entwickler Matt, als er Chuck zum ersten Mal mit Harmony bekannt macht, zunächst nur mit ihrem sprechenden Kopf, der mit Technik vollgestopft ist.


Brauchen Roboter ein Bewusstsein? Warum sollen Roboter humanoid sein? Darüber lässt sich ebenso trefflich diskutieren wie über die Frage, was und wieviel von unserem Alltag wir den Maschinen überlassen wollen. Welche Aufgaben muss, darf, soll oder könnte künftig ein Roboter in unserem Leben übernehmen? Wie müsste ein Roboter aussehen und beschaffen sein, damit er als Bezugsperson akzeptiert wird? Dabei geht es sicherlich auch um ethische und philosophische Aspekte, beispielsweise, ob ein Roboter immer nur ein Surrogat für die menschliche Gesellschaft sein kann … oder vielleicht sogar besser?


Start: 12.06.2019