Filmreihe Josef Hader

Wilde Maus

Österreich 2017 103 min

Regie: Josef Hader

Darsteller: Josef Hader, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann, Georg Friedrich

FSK: 12

Unter den Fahrgeschäften ist die „Wilde Maus“ ein urzeitliches Gerät. Positiv gesagt: Sie hat Tradition. Der besondere Kick dieser Achterbahn entsteht nicht durch die Höhe, sondern durch die Kantigkeit der Kurven und die klobigen Wagen, denen man intuitiv misstraut, so dass man in jeder Kurve glaubt, aus der Bahn geworfen zu werden.
Und das ist schon die Kurve zur ebenfalls urzeitlichen Figur, die Schauspieler und Kabarettist Josef Hader in seinem Regiedebüt natürlich selbst verkörpert. Der altgediente Musikkritiker Georg wird nämlich aus seiner Zeitung entlassen

Es muss gespart werden. Man kennt das Spiel: Kulturkritik wird überflüssig, ist ohnehin nur noch Marketing, Volontäre dürfen übernehmen. Es hilft nichts, dass Georg seinen Chef anfleht: Er habe noch nie einen anderen Beruf ausgeübt. Den Chef zu beschimpfen, hilft noch weniger. Die Szene, die bereits voller Peinlichkeiten steckt, ist der Auftakt zu einer Achterbahnfahrt der Selbstentblößungen.
Dass Georg seinen Lebenssinn darin gesucht hat, bösartige Artikel zu schreiben, die seine größten Fans an Alfred Polgar erinnern, aber auch das Zeug haben, armen Musikern das Genick brechen, fällt ihm nun in mehrfacher Hinsicht auf die Füße. Eine Krise gibt es auch in der Ehe. Seine jüngere Frau, die Psychotherapeutin Johanna, mit 40 nun selbst in der Midlife-Crisis, will ein Kind haben. Er sagt ja, aber nein; ist zwar bereit, seinen Samen zu geben, aber nur auf die klassische Art. Stattdessen treibt er sich tagsüber heimlich auf dem Wiener Prater herum und wird Teilhaber, eben, der gerade verwaisten „Wilden Maus.“


Start: 17.03.2025