Am 5. September 1972 überfielen palästinensische Terroristen in München Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft und nahmen sie als Geiseln. Ein Befreiungsversuch der deutschen Polizei auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck endete in einem Blutbad. Es war der erste Terrorakt, der live im Fernsehen übertragen wurde. Im Mittelpunkt des dichten Thrillers stehen die Herausforderungen und moralischen Dilemmata, mit denen sich die Journalisten konfrontiert sehen.
Der Film beeindruckt nicht nur als medienhistorische Rekonstruktion, sondern zeigt auch ethische Probleme der Berichterstattung über Terror auf, die bis heute relevant geblieben sind.
Neben Alex Garlands oft mißverstandenem Kriegsfilm CIVIL WAR ist SEPTEMBER 5 eine weitere überragende Auseinandersetzung mit den unbequemen Seiten journalistischer Praxis. In beiden Filmen werden Gratwanderungen zwischen Sensationslust und Aufklärungsdrang, Dokumentation und Mittäterschaft als kaum aufzulösende Dilemmasituationen gezeigt.
Ein weiteres Mal beschäftigt sich ein Filmemacher mit dem Geiseldrama im Rahmen der Olympischen Spiele in München 1972. Mehrere israelische Olympioniken wurden damals von palästinensischen Terroristen entführt und getötet. Was Fehlbaum jedoch unternimmt, ist weder eine ausführliche Rekonstruktion der historischen Ereignisse noch ein moralisches Pamphlet, das fingerhebend auf deren Brisanz und Gegenwärtigkeit verweist. Stattdessen verengt der Schweizer Regisseur radikal die Perspektive und erzählt die Geschichte aus den kargen Räumlichkeiten eines amerikanischen ABC-Sendestudios heraus, wo sich ein unzuverlässiges Bild der Begebenheiten über permanente Telefonate und flackernde Bildschirme zusammensetzt.
SEPTEMBER 5 ist ein hochspannendes Kammerspiel, nicht nur über eine historische Zäsur, mit der der Terror zum sendereifen TV-Ereignis in Echtzeit wurde, sondern auch ein hitziger Drahtseilakt über die Auswahl, Moderation und Inszenierung von Medienbildern. Schnitte, Kadrierung, die Wortwahl in Meldungstexten, das Framen von Szenen und die Fehleranfälligkeit im Bericht werden zu zehrenden Herausforderungen, während sich die Konkurrenzen und ökonomischen Zwänge des Medienbetriebs offenbaren. Sie servieren dem Publikum kein simples Statement, bieten aber genügend Möglichkeiten, um Fragen zu stellen, und schaffen ein Bewusstsein für die Fallhöhe des journalistischen Handwerks. Umso dringlicher wird das, wenn die nostalgisch grobkörnigen Aufnahmen und Retro-Gerätschaften mit dem Bewußtsein heutiger digitaler Bilderfluten kollidieren, die die Verantwortung der Inszenierung in die Hände aller legen. An dem Moment, da das Publikum live dabei sein kann, zeigt dieser Film: Wenn man glaubt, die Welt eingefangen zu haben, wird sie umso unübersichtlicher.