Daft Punk & Leiji Matsumoto: Interstella 5555

Frankreich, Japan 2003 93 min

Regie: Takenouchi Kazuhisa, Matsumoto Leiji

Animation

INTERSTELLA 5555 erzählt die Geschichte der Entführung einer außerirdischen Musikband durch eine bösartige Menschengestalt, die düstere Pläne hat. Der einstündige Film wurde in Musikvideos zerlegt, um das Album Discovery von Daft Punk zu begleiten und ist in seiner ursprünglichen Form nur selten im Kino zu sehen.
Unmittelbar im Anschluss an den Film wird eine kuratierte Auswahl kultiger Daft-Punk-Videos von Regisseuren wie Spike Jonze, Michel Gondry, Seb Janiak, Roman Coppola und Warren Fu gezeigt.

Die französischen Elektronikmusiker Guy-Manuel De Homem-Christo und Thomas Bangalter, besser bekannt unter dem Namen Daft Punk, veröffentlichten vor zwei Jahren das Album «Discovery». Sie kündigten an, jedes der 14 elektronischen Retro-Tanz-Stücke würde als Singleauskopplung mit dazugehörigem Anime-Video veröffentlicht. Diese Videoclips, die unter der Ägide der japanischen Animationslegende Matsumoto Leiji entstehen sollten, würden schließlich einen abendfüllenden Daft-Punk-Film in japanischem Gewand ergeben. Matsumoto, der 1954 seinen ersten Manga in Japan veröffentlichte, ist westlichen Zuschauern vor allem durch seine Fernsehserie «Captain Future» bekannt. Auch die beiden Musiker von Daft Punk haben wohl in ihren Kindertagen vor dem Fernseher die Abenteuer des heldenhaften Captain Future verfolgt und erfüllen sich nun einen Kindheitstraum: Ihre Musik erstrahlt in den knallig bunten Farben ihrer Kindheit. Die ersten vier Songs des «Discovery»-Albums erschienen wie angekündigt als Singles mitsamt den Videos, die in die Geschichte einführen: Eine Rockband aus einer fernen Galaxie wird von einem bösen Manager gekidnappt, um zur erfolgreichsten Band der Welt gemacht zu werden. Danach war erst mal Sendepause. Jetzt erfährt man, wie die Geschichte weitergeht wie die Band unter dem Namen Crecendolls Erfolg hat, aber man sieht auch, wie sie durch Gehirnwäsche zu Marionetten der bösen Musikindustrie geworden ist und sich nach Erlösung durch einen edlen Retter aus ihrer fernen Galaxie sehnt. So wie die Musik auf «Discovery» sich an den Sounds der 70er Jahre orientiert, so atmen die Bilder den Geist der Popkultur jener Zeit. Trotz oder gerade wegen der unterschiedlichen Einflüsse von Bild und Ton ist INTERSTELLA 5555 eine spannende Zeitreise für Ohren und Augen. (Jörg Buttgereit)