Nawalny - Gift hinterlässt immer eine Spur

USA 2022 99 min

Regie: Daniel Roher

Dokumentarfilm

FSK: 12

Von seiner Vergiftung im Sommer 2020 bis zu seiner Rückkehr nach Russland und der Verhaftung im Januar 2021: Der kanadische Filmemacher Daniel Roher porträtiert den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny.

Oscar als Bester Dokumentarfilm 2023

Über mehrere Monate hat er seinen Protagonisten begleitet, zeigt ihn nach dem Mordversuch mit dem Nervengift Nowitschok in Berlin, bei der langsamen Erholung gemeinsam mit seiner Familie im Schwarzwald und bei seinem Entschluss, zurück in die Heimat Russland zu reisen – mit dem Ergebnis der Festnahme noch am Flughafen. Diese oft persönlich gefärbten Aufnahmen kombiniert der Film mit Archivbildern und Nachrichtenkommentaren, Interviews mit Nawalny, seiner Frau Julia und weiteren Weggefährten sowie mit Christo Grosew vom investigativen Recherchenetzwerk Bellingcat. Die Passagen mit Grosev sind besonders packend, machen sie doch mit einer Fülle forensischer Details nachvollziehbar, wie Nawalnys Vergiftung rekonstruiert und die Attentäter, allesamt Mitarbeiter des Geheimdiensts FSB, zweifelsfrei identifiziert werden konnten.
Diese Ermittlungen führen denn auch zum frappierenden Höhepunkt des Films: Nawalny ruft unter falschem Namen seine Beinahe-Mörder an und schafft es, einen von ihnen in ein ausgiebiges Gespräch über die Tat zu verwickeln. Es ist eine Szene von besonders abgründiger Komik, doch nicht die einzige absurd wirkende Sequenz. Einen Drall ins Abseitige entwickelt auch eine Montage aus lauter Originalaufnahmen, in denen Putin krampfhaft den Namen Nawalny vermeidet und nur von »dieser Person, die Sie gerade erwähnt haben« spricht.

Gedanken zum Tod von Alexej Nawalny, Nachdenkseiten vom 19.2.2024

Start: 05.05.2024