Silberner Bär für Kameramann Martin Gschlacht
Eine junge Bäuerin aus Oberösterreich fühlt sich Mitte des 18. Jahrhunderts nach ihrer Heirat nicht wohl. Sie ist überfordert und wird von ihrer Schwiegermutter gegängelt, als ihr Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Als ihre Depressionen immer schwerer werden und ihr niemand beisteht, greift sie zu einem schockierenden Mittel, um ihrem unerträglichen Leben zu entkommen. Das düstere Drama zeichnet das Psychogramm einer verzweifelten Frau, die von einem rigiden Glaubenskodex in die Katastrophe getrieben wird.
Frömmigkeit und Aberglaube sind im ländlichen Oberösterreich um 1750 weit verbreitet. Die junge Agnes feiert ausgelassen ihre Vermählung mit dem etwas dumpfen, aber gutmütigen Teichwirt Wolf und wünscht sich nichts mehr als ein Kind. Aber schon in der Hochzeitsnacht wird sie enttäuscht, obwohl sie nichts dem Zufall überlässt und unter ihre Matratze den abgeschnittenen Finger einer hingerichteten Kindsmörderin legt. Die sonderbare Todesreliquie soll für neues Leben sorgen.
Als der Gatte aber nach einem missglückten Versuch fortan den Beischlaf verweigert, beginnt für Agnes ein langer Leidensweg. Ihre täglichen Gebete helfen nicht weiter, und auch in der schweren Arbeit der bäuerlichen Gemeinschaft findet sie keine Ablenkung. Selbst beim Karpfenfang ist sie keine große Hilfe, eher ein störender Fremdkörper. Die ständige Anwesenheit der Schwiegermutter in dem für das Paar gekauften Steinhaus verunsichert sie, zumal sie Anweisungen für die Führung des Haushalts gibt und mit Kritik nicht geizt.
Allmählich fällt es auf, dass sich kein Nachwuchs einstellt. Die stigmatisierte Agnes wagt es nicht, über die Ursache zu sprechen. Stattdessen macht sie lange Spaziergänge im Wald, schläft auf moosüberwucherten Steinen, sammelt Schmetterlinge und entzieht sich zunehmend ihren Pflichten. In einem Keller erschafft sie sich einen naturverbundenen Altar und versteckt sich dort vor der Außenwelt, die ihr nach dem Selbstmord eines Dörflers und der grausamen Reaktion der Kirche zunehmend Angst bereitet.
Diese altmeisterliche „Vita dolorosa“ kostet das österreichische Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala bis zum bitteren Ende einer verzweifelten, hochemotionalen Beichte aus. Als Vorlage dienten historische Gerichtsprotokolle, die ähnliche Fälle dokumentierten. Die Hauptdarstellerin Anja Plaschg zergeht vor der statischen Kamera vor Schmerz und Wahnsinn, während sich der ihr zuhörende Priester im Schweigen ergeht, statt auf ihre Sorgen einzugehen. Die Religion bietet keinen Trost, sondern ist ein Unterdrückungssystem, das keine Abweichung duldet.
Auf der Berlinale wurde Kameramann Martin Gschlacht mit dem Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung ausgezeichnet: Seine archaischen Bilder prägen diese filmische Ausnahmeerscheinung ebenso wie die herausragende schauspielerische Leistung von Anja Plaschg, die als Soap&Skin zudem die Filmmusik komponierte. DES TEUFELS BAD wurde mit acht Österreichischen Filmpreisen (u.a. Bester Film) ausgezeichnet und geht für Österreich ins Oscar®-Rennen.